Rückblicke auf unsere Veranstaltungen
Kauf dir einen bunten Luftballon, oder Was kommt dort von der Höh?
Die meisten von uns haben ihn gleich erkannt beim Jour fixe am 11. September im Haus des Deutschen Ostens. Toni Sailer war´s, der schwarze Blitz aus Kitz. Die Älteren unter uns – der Film wurde 1961 gedreht - werden sich noch daran erinnern, dass es früher Schnee im Winter gab, viel Schnee. Sailer schoss aus diesem Grund eine tief verschneite Abfahrt hinunter und völlig unverständlich. meinte ein ganzes Dutzend weniger talentierter Herren es ihm nachmachen zu müssen. Möglicherweise das Personal eines Wintersporthotels, denn an Kostümen vom Portier bis zum Koch war alles dabei. Vielleicht handelte es sich auch um eine Faschingsgaudi in den Alpen. Alle purzelten wild durcheinander und nur Sailer wedelte erwartungsgemäß elegant über die Piste.
Bis hierher mussten wir ohne Heinz Erhardt auskommen. Dann kam er, aber mit Wucht. Als Theaterdirektor Haller rang er, zusammen mit seinem Sekretär, darum seine Revue vor der Pleite zu retten. Erhardt, der hier fast noch ein wenig schlanker wirkt als in späteren Rollen wird genötigt, die eher recht unbegabte Freundin Mia des Theaterbesitzers (Gunther Philipp), nach dem Vorsingen als Revuesängerin abzulehnen. Nur unter dieser Voraussetzung wäre jener bereit die Revue weiter zu finanzieren. Er möchte Mia damit die künstlerischen Flausen austreiben und erreichen, dass sie das mit dem Singen sein lässt. Ihr mangelndes Talent konnten wir bei einer Übungsstunde mir ihrem Gesangslehrer (Paul Hörbiger) kennen lernen.
Direktor Haller willigt ein, zumal ihm die übrigen Revuedarsteller wegen der ausbleibenden Erfolgsaussichten inzwischen auf das Dach zu steigen drohen. Mia (Rut Stephan) wird also zum Vorsingen geladen aber fatalerweise erscheint gleichzeitig, ja noch ein paar Minuten früher Inge, die Nichte des Eisstadionbesitzers König, der wiederum von Hans, einem Bühnenbildner (vulgo Toni Sailer), eine Vermittlung an das Theater versprochen worden war. Letzterer hatte sich nach seiner fulminanten Skiabfahrt noch ein wenig im Eisstadion herumgetrieben, wo er sich an Inge heranmachte und sich als Bühnenarchitekt, und insoweit wesentliches Mitglied der Theaterführung, ausgab.
Inge wiederum musste nach dem Willen von Onkel König der nun einmal die Eishalle besitzt, dort als Eislauflehrerin arbeiten und nach Feierabend selber trainieren, um einmal groß herauszukommen. Sie aber strebt an das Theater und da kommt ihr die Protektion von Hans, dem Bühnenarchitekten, gerade recht. Nun war das Lied „Kauf dir einen bunten Luftballon“ beim erfolgreichen Vorsingen dran und damit auch der Titel des Films auf dem Tisch. Daneben hatte sie auch noch ein weiteres Liedchen - „Du sollst meine erste Liebe sein“ – in petto und bekommt vom begeisterten Direktor sofort einen Vertrag. Mia, die ebenfalls in der Kulisse auf das Vorsingen wartete wird erfolgreich abgewimmelt. Zwar versucht sie dann in der Vorstellung auf die Bühne vorzudringen und den Part von Inge zu übernehmen. Aber, das ganze endet als groteskes Damen-Gerangel mit Gesang.
Um es kurz zu machen, der Theaterbesitzer tobt ob dieser Entwicklung. Er verweigert die weitere Finanzierung endgültig. Der arme Direktor ist ratlos. Diesen Gesichtsausdruck beherrscht Heinz Erhardt ja besonders gut. Da fällt aber dem Hans die Eissporthalle von Inges Onkel ein, wo er sich bei einer Eislaufschulstunde, bei Inge anfangs ziemlich blamiert hatte. Der begeisterte Direktor ist sofort Feuer und Flamme. Und nun können wir tatsächlich zum Schluss kommen. Die letzte halbe Stunde des Films wird mit einer Eisrevue gefüllt und kommt eigentlich ohne jede weitere Handlung aus. Das jubelnde Publikum verlangt nach dem Direktor und natürlich beeilt sich Heinz Erhardt, dem Folge zu leisten und natürlich rutscht er dann auf dem Eis erwartungsgemäß auch aus.
Onkel König taucht zwischenzeitlich empört in seiner Eisarena auf und tobt, ebenfalls erwartungsgemäß. Zwischendurch bewegt er sich zwar ein wenig im Rhythmus der Melodien, aber sein Entschluss steht fest. Er nötigt Inge mit ihm im Zug abzudampfen. Das Ziel bleibt unbekannt, aber vielleicht hat er ja noch eine zweite Eishalle. Diese Entführung wird Hans hinterbracht und dieser steigt nun wieder, ganz in Toni Sailerscher Manier, auf seine Brettl und jagt der bereits elektrifizierten (1961!) Eisenbahn hinterher. Die Piste führt natürlich bergab und der Zug fährt in der Ebene. Hans erreicht den letzten Waggon wo schon Inge, die ihn durch das Abteilfenster kommen sah, erwartet. Sie werfen sich gegenseitig in die Arme. Er küsst sie. Sie küsst ihn und der, vom vorangegangenen Stress ermattete Onkel verschläft die Szene.
Wir nahmen den Lift und fuhren ebenfalls hinunter in das hauseigene Restaurant „Bohemia“. Eine angenehme Möglichkeit, um uns dort an eine Art von Humor zu erinnern, die damals nicht ganz so schrill daherkam wie es heut wohl häufiger die Regel ist.